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Premiere im Klinikum Arnsberg

von links: Bernd Gehringhoff, ltd. Oberarzt der Klinik für Gefäßchirurgie, Friedrich Klauke, Dr. med. Stefan Kleinschmidt, Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie

Dass sich die lebensbedrohliche Aussackung (Aneurysma) der Brustaorta von Friedrich Klauke (67) mit Schmerzen und Gefühlsstörungen in den Beinen bemerkbar gemacht und der Hausarzt sofort reagiert hat, war sein Glück. Mit einem rund zweistündigen minimalinvasiven Kathetereingriff entschärfte Gefäßchirurg Bernd Gehringhoff, ltd. Oberarzt der Klinik für Gefäßchirurgie am Klinikum Arnsberg die akute Gefahr, dass das Aneurysma platzen könnte. Dem 67-Jährigen setzte er eine Aortenprothese ein und überbrückte so den gefährlich erweiterten Abschnitt seiner Brustaorta.

Für Friedrich Klauke aus Westernbödefdeld war dies ein Eingriff, der wieder Hoffnung macht. Bereits im letzten Jahr drohte dem 67-Jährigen ein lebensbedrohlicher Riss der Hauptschlagader im Brustkorb. Der Sauerländer wurde in Münster im letzten Jahr mit einer offenen konventionellen Aortenoperation versorgt. „Vor einigen Wochen hatte ich dann wieder diese Gefühlsstörungen in den Beinen“, erinnert sich Klauke. Der konsultierte Hausarzt, der von der Vorgeschichte wusste, hatte sofort eine Einweisung ins Klinikum Arnsberg veranlasst, wo Bernd Gehringhoff die weitere Abklärung per Ultraschall vornahm. 

„Als Spätfolge des ersten Einrisses hatte sich beim Patienten erneut eine Aussackung der Hauptschlagader in einer bedrohlichen Größe von 6 Zentimetern entwickelt“, schildert der Gefäßchirurg und ergänzt: „Gefühlsstörungen in den Beinen, wie sie auch Friedrich Klauke verspürte, können durchaus typisches Anzeichen für diese besondere Form der Hauptschlagadererkrankung sein“. Nach eingehender Untersuchung in der Hüstener Gefäßchirurgie zeigte sich, dass eine sofortige Behandlung nötig war. Denn schon bei einem kleinen Aortenriss kann es unmittelbar zu lebensgefährlichen inneren Blutungen und zum Ausfall wichtiger Organfunktionen kommen“, so Gehringhoff.

Schon drei Tage nach dem Eingriff konnte der Patient wieder die ersten Schritte mit Unterstützung gehen. „Vor dem Eingriff war meine Bewegungsmöglichkeit sehr stark eingeschränkt“, schildert Friedrich Klauke, „jetzt geht es wieder viel besser!“

Bei dem minimalinvasiven Eingriff wurde dem Patienten im Bereich des Brustkorbs eine Stentprothese in die Hauptschlagader eingesetzt, ein kompliziertes aber maximal schonendes Verfahren, das jetzt erstmals auch am Klinikum Arnsberg eingesetzt wurde. „Die zusammengefaltete Aortenprothese wurde dabei über einen kleinen Schnitt im Leistenbereich mit einem Katheder bis an die erforderliche Stelle im Brustkorb vorgeschoben“, erläutert Gefäßchirurg Gehringhoff das Verfahren. Dort stärkt die Prothese nun die Hauptschlagader und sorgt dafür, dass der Blutkreislauf wieder zentral durch die Aorta zirkulieren und die Hauptschlagader nicht platzen kann. Der mittels Schlüssellochchirurgie ausgeführte Eingriff erfolgte unter stetiger Röntgenkontrolle und ersparte dem Patienten eine große Operation mit Eröffnung des Brustkorbes.

„Die Aussackung von Hauptschlagadern ist vor allem ein Problem bei Männern“, klärt der Gefäßchirurg auf. Im Alter von 45 bis 54 Jahren seien etwa 1,3 Prozent von ihnen betroffen, ab dem 70. Lebensjahr steige die Häufigkeit auf etwa 8,5 Prozent an. Aussackungen an der Hauptschlagader im Bauchraum, wie sie am Klinikum Arnsberg bereits seit etwa 15 Jahren erfolgreich operiert werden kommen häufig vor, Probleme im Bereich der Hauptschlagader im Brustkorb sind dagegen eher selten. Männer sind laut Studien von dem Krankheitsbild sieben Mal häufiger betroffen als Frauen. 

Der Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie, Dr. Stefan Kleinschmidt, ist zufrieden mit der medizinischen Leistung seines Teams. „Wir sind mit dieser neuen Therapie am Klinikum nun einen großen Schritt weiter in Richtung Zukunft gegangen“, sagte Dr. Kleinschmidt.

Der erfolgreiche Eingriff bei Friedrich Klauke ging mit einer angepassten Therapie einher, bei der die Wiedererlangung der Mobilität im Vordergrund stand. „Ich wurde hier über Brücken getragen“, lacht der Sauerländer zufrieden. Ganz wichtig sei ihm, dass ihm von den Therapeuten beim Üben für das Leben mit Gehhilfen oder Rollator vor allem die Angst vor dem Fallen genommen wurde. Mit mehr Selbstvertrauen konnte es dann auch in die Anschlussheilbehandlung gehen, die ihn wieder auf ein möglichst selbstständiges Leben auf dem Hof in Westernbödefeld vorbereite. „Man muss das sportlich sehen“, grinst Klauke, der sich über die Entlassung zunächst in die Hände seiner Ehefrau sehr gefreut hat. Eine regelmäßige Kontrolle der Operationsergebnisse auch nach der OP ist wichtiger Bestandteil der Therapie. Sie kann in der Klinik für Gefäßchirurgie am Standort Hüsten des Klinikums Arnsberg vorgenommen werden.

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