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Vernetzt in die Zukunft

Präsentieren zwei von bisher 80 Visitenwagen (von links): Christian Lange (Leitung IT), Julia Bergmann (Assistenz), Kathrin Köster (Pflegeentwicklung), Ulrich Staffe (Bereichsleiter Klinische IT), Samantha-Josefine Gierschewski (Gesundheits- und Krankenpflegerin) und Annika Dreses (Stabstelle Digitalisierung)


 

Patienten und Beschäftigte profitieren von Digitalisierung

Digital unterstütze Behandlungsabläufe werden künftig im neuen Notfall- und Intensivzentrum, das am 14. Juli 2023 offiziell eingeweiht wird, sowie im gesamten Klinikum Hochsauerland dazu beitragen, die Qualität, Effizienz und Sicherheit der Patientenversorgung weiter zu steigern und Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte sowie weitere Berufsgruppen bestmöglich von administrativen Aufgaben, wie der Dokumentation, zu entlasten.

Bereits 2018 wurden im Klinikum Hochsauerland die Weichen für die Entwicklung einer umfassenden Digitalisierungsstrategie gestellt und wichtige Schritte zur Umsetzung getan. Gefördert durch Investitionsmittel des Zukunftsprogramm Krankenhäuser hat die digitale Transformation Ende 2020 nochmals eine Erweiterung und ergänzende Dynamik erfahren.

Die mobile digitale Fieberkurve als Werkzeug für die Erfassung und Verfolgung relevanter Patientendaten, ein auf intensivmedizinische Belange spezialisiertes Patientendatenmanagementsystem (PDMS), eine Software zur Unterstützung des Behandlungsablaufs in der Notaufnahme (EPIAS) sowie eine digitale Plattform zur bestmöglichen Unterstützung der Planung, Umsetzung, Dokumentation und Bewertung des Pflegeprozesses auf den Stationen sind Beispiele für digitale Technologien, die im Klinikum Hochsauerland bereits umgesetzt wurden.

Doch wie muss man sich das als Patient konkret vorstellen? Nehmen wir das Beispiel der täglichen Visite. Ärzte und Pflegekräfte stehen am Patientenbett bereit. Gemeinsam mit dem Patienten werden Veränderungen des Gesundheitszustands geprüft sowie die nächsten Behandlungsschritte geplant und besprochen. Wichtige Daten dazu enthält die Akte des Patienten.

Statt papiergebundener Patientenakten sind die Patientendaten im Klinikum Hochsauerland bereits weitgehend digitalisiert. In der digitalen Fieberkurve werden alle relevanten Patientendaten gebündelt und in übersichtlicher Form dargestellt. Dies umfasst unter anderem Vitalwerte, wie Blutdruck, Puls oder Sauerstoffsättigung, Anordnungen von Medikamenten und Therapien, die Dokumentation von Pflege- und Behandlungsleistungen sowie Diagnostikergebnisse. Die Daten können von den am Behandlungsprozess Beteiligten digital an allen stationären und mobilen Arbeitsplätzen an den Standorten des Klinikum Hochsauerland aufgerufen werden. Zudem können die Daten – anders als bei analogen Patientenakten – parallel gesehen sowie bearbeitet werden.

Dank mobiler digitaler Visitenwagen stehen elektronische Patientenakten auch direkt am Bett der Patienten zur Verfügung. So können während der Visite unterschiedliche Werte und Befunde über komfortable Suchfunktionen abgerufen sowie aktuelle Werte erfasst werden. Anforderungen für Leistungen, wie radiologische Untersuchungen, Konsile durch Ärzte anderer Fachdisziplinen, Laboruntersuchungen sowie ärztliche Anordnungen an das Pflegepersonal oder an andere an der Behandlung beteiligte Berufsgruppen können direkt am Visitenwagen generiert werden.

„Die mobile digitale Visite ermöglicht auch abseits stationärer Arbeitsplätze eine digitale und papierlose Arbeitsweise. Ein nachträgliches Übertragen handschriftlicher Aufzeichnungen und damit einhergehende mögliche Fehlerquellen werden so vermieden. Außerdem sind diewährend der Visite erfassten Daten sofort für alle zugänglich. Die schnelle und lückenlose Verfügbarkeit von Patientendaten verbessert die Qualität und Sicherheit der medizinischen Behandlung“, sagt Dr. med. Dirk Böse, Stellvertretender Ärztlicher Direktor der Arnsberger Standorte des Klinikum Hochsauerland und Chefarzt der Klinik für Kardiologie am Standort Karolinen- Hospital in Arnsber.

Dr. med. Dirk Böse, Stellvertretender Ärztlicher Direktor der Arnsberger Standorte

Digitalisierung in der Intensivmedizin

Insbesondere in der Klinik für Intensivmedizin im neuen Notfall- und Intensivzentrum werden im Behandlungsverlauf sehr viele Daten erhoben. Denn die Patienten der Intensivstation müssen oft mit Hilfe einer Vielzahl moderner technischer Geräte überwacht und versorgt werden. Hierzu gehören beispielsweise Vitalmonitore, Beatmungsgeräte, Spritzenpumpen sowie Dialyse- und weitere Geräte. Alle diese Geräte erfassen kontinuierlich eine große Menge an Daten, die in einem Patientendatenmanagementsystem (PDMS) in Echtzeit zusammengeführt werden. Somit ermöglicht das PDMS eine lückenlose, nachvollziehbare und gut leserliche Dokumentation. Das System kann die erhobenen Parameter auswerten und schnell in Form von Trends darstellen. So sind klinische Zusammenhänge über einen bestimmten Zeitraum besser erkennbar.

 „Die Zusammenführung umfangreicher Daten in der Intensivmedizin ist von großer Bedeutung, um eine präzise Diagnosestellung, eine angemessene Behandlungsplanung und eine kontinuierliche Überwachung der Patienten zu ermöglichen. Die Digitalisierung unterstützt dabei, diese Daten effizient zu erfassen, zu analysieren und den Ärzten und Pflegekräften in Echtzeit zur Verfügung zu stellen und so die bestmögliche Versorgung der Intensivpatienten zu gewährleisten“, informiert Dr. med. habil. Kevin Pilarczyk, Chefarzt der Klinik für Intensivmedizin und der Klinik für Notfallmedizin.

Digitalisierung hilft Notfallpatienten

In der größten stationären zentralen Notaufnahme der Region muss es schnell gehen. Pflegepersonal, Ärztinnen und Ärzte sollen nach erfolgter administrativer Aufnahme innerhalb von 10 Minuten einschätzen, wie dringlich Erkrankte behandelt werden müssen. Die Notfallmanagementsoftware EPIAS unterstützt das Team der Notaufnahmen bei der Behandlung von Notfallpatienten mit vielen Schnittstellen und Automatismen – von der Ersteinschätzung, also der Beurteilung der medizinischen Dringlichkeit, bis zur Entlassung. Darüber hinaus tragen standardisierte Prozessanweisungen und symptomabhängige Versorgungsprofile zur leitliniengerechten und zuverlässigen Versorgung der Patienten bei.

„Digitalisierung ist auch hier kein Selbstzweck. Denn was so technisch klingt, hat einen klaren Mehrwert für alle: Viele kleine Schritte, die in der Notaufnahme früher Zeit gekostet haben, entfallen. Zeit, die nun für die Versorgung der Patienten zur Verfügung steht. Die Weitergabe von Informationen, die notwendige Dokumentation unterstützt die neue Software“, berichtet Stephan Pflüger, Pflegerische Leitung Zentrale Notaufnahme.

Kontinuierliche Weiterentwicklung

Auch wenn die genannten Systeme bereits im Einsatz sind, sind die IT-Spezialisten längst dabei, die Digitalisierung weiter voranzutreiben und neue Systeme aufzusetzen: In Vorbereitung sind u.a. ein spezialisiertes Informationssystem für die Kardiologie (Cardiovascular Information System (CVIS)) sowie ein Patientenportal. „Mit dem CVIS-System schaffen wir eine Grundlage für eine effektivere Erfassung, Verarbeitung und Analyse verfügbarer medizinischer Daten im Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, so Dr. med. Dirk Böse und ergänzt: „Medizingeräte wie EKGs, Ultraschall, Herzkatheterlabor mit verschiedenen Datenübertragungsprotokollen machen eine zentrale Sammlung und Auswertung der erhobenen Daten bisher kompliziert. Mit dem Einsatz des CVIS-Systems können diese patientenbezogenen Informationen in ein einheitliches Format gebracht und unter einer Oberfläche zusammengeführt werden. So kann das CVIS-System dazu beitragen, die Qualität der Versorgung von Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verbessern, die Effizienz der kardiologischen Abteilungen zu steigern und eine umfassende digitale Dokumentation und Analyse zu ermöglichen“. Zudem soll in 2024 dann auch ein Patientenportal an den Start gehen.

„Ziel ist es, Patientinnen und Patienten künftig digitale Services vor, während und nach ihrem Klinikaufenthalt anzubieten. So können beispielsweise Online- Termine vereinbart oder Dokumente ausgetauscht werden“, erklärt Christian Lange, Leitung IT. Geplante Untersuchungen, Visiten und Eingriffe sollen individuell für den Patienten angezeigt werden. Nach dem stationären Eingriff können in einer Patienten- App beispielsweise Empfehlungen hinterlegt werden. Annika Dreses, Stabsstelle Digitalisierung, ergänzt: „Erweiterungen der bestehenden Systeme erfolgen stetig. Beispielsweise wurde die Patientenakte um ein Modul zur digitalen Medikationsplanung und -dokumentation erweitert. Das System unterstützt auch anspruchsvolle medikamentöse Therapien durch Abgleich von potenziellen Wechselwirkungen und Unverträglichkeiten und kann den behandelnden Ärztinnen und Ärzten wichtige Warnsignale in Bezug auf die Kompatibilität verschiedener Medikamente geben.“

Hohe Sicherheit der Daten

„Datenschutz und Datensicherheit sind zentrale Themen. Alle Daten werden in einem geschützten internen Netzwerk verschlüsselt gespeichert. Um die Daten- und IT-Sicherheit bestmöglich zu gewährleisten, halten wir ein Rund-um-die-Uhr-Sicherheitskonzept aufrecht. Hierzu gehören u.a. unterbrechungsfreie Stromversorgung, Backupsysteme, Firewall und verschiedene, mehrstufige Sicherheits- und Schutzsysteme“, beruhigt Christian Lange.

Vorteile für alle Beteiligten

„Durch konsequente Nutzung der digitalen Möglichkeiten in der klinischen Versorgung können wir die Qualität und Sicherheit der medizinischen Behandlung steigern und Ärztinnen und Ärzten, Pflegekräften sowie weiteren Berufsgruppen mehr Raum für den direkten Patientenkontakt geben. Hinzu kommt, dass insbesondere Fachkräfte, die mit digitalen Technologien aufgewachsen sind, ganz andere Ansprüche an die digitale Unterstützung ihrer Arbeitswelt haben. Mit der Digitalisierung leisten wir daher auch einen Beitrag zur Sicherung des Fachkräftebedarfs“, so Werner Kemper, Sprecher der Geschäftsführung.

Werner Kemper, Sprecher der Geschäftsführung des Klinikums Hochsauerland

Enormes Invest

Von 2020 bis Ende 2023 wird das Klinikum Hochsauerland allein für den Ausbau der digitalen Infrastruktur ca. 13,5 Mio. Euro investiert haben, davon 5,6 Mio. Euro bewilligte Fördermittel aus dem Zukunftsprogramm Krankenhäuser (KHZG).

Stephan Pflüger (links) und Dr. Kevin Pilarczyk besprechen aggregierte Patientendaten die das Patientendatenmanagementsystem bereitstellt.

Fotos: Klinikum Hochsauerland

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