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Stationäre Notfallversorgung der Zukunft

Umfassend, interdisziplinär, zuverlässig

Eine gut funktionierende Notfall- und Akutversorgung ist essenzieller Bestandteil der Gesundheitsversorgung und damit auch der Daseinsvorsorge. Doch spezialisierte stationäre Versorgungsmöglichkeiten sind ungleich verteilt. Ein im Herbst veröffentlichtes Gutachten zur Analyse der Krankenhauslandschaft hat in Ballungsgebieten in der Tendenz eine Überversorgung festgestellt, während es in den ländlichen Teilen unseres Landes teilweise eine Unterversorgung gibt. Der Hochsauerlandkreis gehört dazu. Im Rahmen der stationären Notfallversorgung erreicht zwar nahezu jeder Bürger ein Krankenhaus mit internistischer und chirurgischer Grundversorgung innerhalb von 30 Minuten; bisher gibt es aber im Hochsauerlandkreis sowie dem weiten Umfeld kein Krankenhaus, das so viele Fachabteilungen und Kompetenzen auf sich vereint, damit es eine umfassende stationäre Notfallversorgung nach den Kriterien des Gemeinsamen Bundesausschusses ermöglichen kann. Mit dem neuen Notfall- und Intensivzentrum, das am 14. Juli 2023 offiziell eingeweiht wird, wird diese Lücke geschlossen. Geschätzt etwa 13.000 bis 16.000 Mal pro Jahr wird das neue Notfall- und Intensivzentrum am Standort Karolinen-Hospital in Arnsberg-Hüsten künftig zur Anlaufstelle für Notfälle werden, die der stationären Behandlung bedürfen und die bisher in Teilen mangels entsprechender Versorgungsangebote nicht in der Region versorgt werden konnten.

Zentrale interdisziplinäre Notaufnahme

Die neue rund 2.400 Quadratmeter umfassende interdisziplinäre zentrale Notaufnahme (ZNA) ist neben dem modernen Zentral-OP sowie der großen Intensivstation ein wichtiger Kernbereich des stationären Notfall- und Intensivzentrums und wird als eigenständige Klinik für Notfallmedizin chefärztlich geführt. Als erste Anlaufstelle für medizinische Notfälle, die der stationären Behandlung bedürfen, steht das Team der ZNA an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr für die Behandlung von Notfallpatienten bereit.

High-Tech-Schockräume für schwerstverletzte oder kritisch kranke Patienten

Ob Verkehrsunfall, schwere Verletzung, Verdacht auf Schlaganfall, Herzinfarkt, Poly- oder Schädel-Hirn-Trauma: In zwei Schockraumplätzen der ZNA können Patienten mit lebensbedrohlichem Zustand optimal erstversorgt werden. Ausstattung und Behandlungsabläufe entsprechen aktuellsten internationalen und nationalen Standards sowie neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Die Schockraumplätze sind u.a. mit hochmodernen Ultraschallsystemen, einer Röntgenanlage und Beatmungstechnik ausgestattet. Im Falle eines Herz-Kreislauf-Stillstandes kann der Patient bei Bedarf bereits im Schockraum mittels ECMO-Therapie (Extrakorporale Membranoxygenierung), einer Art miniaturisierten Herz-Lungen-Maschine, versorgt werden. In unmittelbarer Nähe stehen umfassende diagnostische und therapeutische Möglichkeiten des Krankenhauses zur Verfügung. Hierzu gehören direkt angrenzend ein leistungsfähiger 320-Zeilen- Mehrschicht-Computertomograph (CT) sowie ein MRT.

In zwei ebenfalls angrenzenden Angiographie-Anlagen, davon eine biplanar, können kardiologische, angiologische und neuroradiologische Interventionen durchgeführt und beispielsweise Patienten mit Herzinfarkt oder Schlaganfall ohne Zeitverzögerung diagnostiziert und behandelt werden. Des Weiteren verfügt die ZNA über 11 Untersuchungs- oder Behandlungsräume, zwei Eingriffsräume, ein Gips- und ein Triageraum, eine Leitstelle sowie Wartebereiche für Patientinnen und Patienten. Die neue Leitstelle der ZNA ist tagsüber durch den hellen lichtdurchfluteten Haupteingang des Notfall- und Intensivzentrums und zu Nacht- und Wochenenddienstzeiten durch einen eigenen Eingang erreichbar. Für Rettungswagen besteht eine eigene Zufahrt, die bis ins Gebäude führt und bis zu drei Transportfahrzeuge parallel aufnehmen kann. In der Nähe der Liegendanfahrt befindet sich zudem ein Hubschrauberlandeplatz, der über die Liegendanfahrt mit einer Zuwegung an die ZNA angebunden ist.

Bestmögliche Prozesse und minimierte Wartezeiten

Nach erfolgter administrativer Aufnahme werden alle Patienten in der ZNA innerhalb von 10 Minuten von einer speziell geschulten Fachkraft gesichtet. Dabei wird anhand der geschilderten Symptome eine Ersteinschätzung der Erkrankungs- bzw. Verletzungsschwere nach einem standardisierten, IT-gestützten Triagesystem vorgenommen. Die Reihenfolge der

Behandlung in der Notaufnahme richtet sich nach der Dringlichkeit der Behandlung und nicht nach der Reihenfolge des Eintreffens in der Notaufnahme. Zusätzlich wird ein sog. „Fast-Track-Konzept“ für schnellstmögliche Behandlungspfade etabliert. Auch das Zusammenwirken mit der KV-Notfallpraxis soll dabei ausgebaut werden.

Eigene Beobachtungs- und Aufnahmestation

Auf der sog. Beobachtungsstation mit bis zu 9 Plätzen in der ZNA im Erdgeschoss sowie einer eigenen bettenführenden Aufnahmestation mit bis zu 12 Betten besteht die Möglichkeit, alle notwendigen Erstuntersuchungen zentral und zeitsparend durchzuführen, bevor der Patient einem Fachbereich zugeordnet beziehungsweise die Notwendigkeit einer stationären Aufnahme geklärt ist. So können Patientenströme geordnet und optimiert werden. Des Weiteren wird so späteren unnötigen Verlegungsprozessen entgegengewirkt.

Hochspezialisiertes interdisziplinäres und multiprofessionelles Team

Das multiprofessionelle Kernteam der ZNA besteht aus versierten Notfallmedizinern, über 50 erfahrenen Pflegekräften, Notfallsanitätern, MFAs, Physician Assistants und weiteren Berufsgruppen. Spezialisten aus über 13 notfallversorgenden Fachabteilungen können durch die neu geschaffene Zentralisierung der Strukturen im Notfall- und Intensivzentrum bei Bedarf kurzfristig hinzugezogen werden. Hierzu gehören beispielsweise erfahrene Fachärzte nahezu aller an der Notfallversorgung beteiligten Fachgebiete, wie Anästhesie, Angiologie, Allgemein-, Gefäß-, Unfall- und Neurochirurgie, Gastroenterologie, Gynäkologie, Kardiologie, Neurologie, interventionelle Neuroradiologie, Pädiatrie und Urologie. Angehende Notfallmediziner können sich in der Klinik für Notfallmedizin auch ausbilden lassen. Die entsprechende Weiterbildungsermächtigung für die erst 2018 geschaffene Qualifikation „klinische Akut- und Notfallmedizin“ liegt vor. Seit 2021 bietet das Klinikum Hochsauerland am hauseigenen Bildungscampus zudem die 2-jährige Weiterbildung „Notfallpflege“ an.

Attraktive Arbeitsplätze und umfassende Versorgung

„Die Zentralisierung der notfallversorgenden Einrichtungen des Klinikums, die in Arnsberg bisher über drei Standorte verteilt sind, schafft in unserem neuen Notfall- und Intensivzentrum bestmögliche Voraussetzungen, um an diesem Standort

künftig die umfassende Notfallversorgung sicherstellen und wirklich qualitative und interdisziplinäre Medizin betreiben zu können. Gleichzeitig werden attraktive Arbeitsplätze und Arbeitsumfelder geschaffen, an denen Fachkräfte gut, gerne und hoffentlich auch langfristig arbeiten“, so Werner Kemper, Sprecher der Geschäftsführung des Klinikum Hochsauerland.

 

Kurz vor der Fertigstellung: Schockraum zur klinischen Erstversorgung Schwerverletzter.
Fotos: Klinikum Hochsauerland

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