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Intensivmedizin in einer neuen Dimension

Vielseitig, kompetent, intensiv

Bei lebensbedrohlichen Krankheiten, schweren Verletzungen oder nach größeren operativen Eingriffen benötigen die Patientinnen und Patienten im Rahmen der stationären Behandlung oft eine umfassende Versorgung durch die Intensivmedizin. Die demografische Entwicklung mit einer steigenden Anzahl älterer Menschen, die Entwicklung der hochspezialisierten Medizin und der technische Fortschritt haben zu veränderten Anforderungen an die Intensivmedizin und einem stetig steigenden Bedarf an Intensivbetten geführt. Doch genau hier hat es in der Region in der Vergangenheit Engpässe gegeben.

„Die Versorgungskapazitäten in der Intensivmedizin lagen bis vor wenigen Jahren im gesamten Hochsauerlandkreis noch um mehr als 45% unter dem Bedarf“, sagt Werner Kemper, Sprecher der Geschäftsführung, Klinikum Hochsauerland. Um dem steigenden Versorgungsbedarf von schwerstkranken Patientinnen und Patienten und Unfallverletzten gerecht zu werden, hat das Klinikum Hochsauerland nach erfolgter behördlicher Bewilligung seit 2018 sukzessiv in den Ausbau der Intensivmedizin investiert. Dazu wurden zunächst die Intensivstationen an zwei Arnsberger Standorten durch modulare Anbauten erweitert und mit neuen intensivmedizinischen Versorgungssystemen ausgestattet. Im Neubau des Notfall- und Intensivzentrums, der am 14. Juli 2023 offiziell eingeweiht wird, werden diese Versorgungsstrukturen künftig gebündelt und weiter gestärkt.

Intensivmedizin wird eigenständige, chefärztlich geleitete Klinik

Mit der Zusammenführung weiter Teile der bisherigen Intensivstationen der Arnsberger Standorte des Klinikum Hochsauerland zu einer neuen rund 2.800 qm großen interdisziplinären, extrem leistungsfähigen Intensiveinheit im Neubau des Notfall- und Intensivzentrums, wird die Intensivmedizin in Arnsberg-Hüsten künftig zu einer der größten und modernsten eigenständigen Kliniken in diesem Bereich zählen. Die Klinik für Intensivmedizin auf Ebene drei des Notfall- und Intensivzentrums ist neben dem modernen Zentral-OP sowie der zentralen Notaufnahme ein bedeutender Baustein des Notfall- und Intensivzentrums und der stationären Gesundheitsversorgung der Region. Sie umfasst vier intensivmedizinische Schwerpunktbereiche mit je 12 bis 13 Betten, die in ihren Strukturen den bisherigen Intensivstationen entsprechen und in der Summe bis zu 51 High-Care-Betten beinhalten.

Am St. Johannes-Hospital verbleibt eine auf das neue Versorgungsspektrum des Standortes abgestimmte intensivmedizinische Einheit. Dr. med. Kevin Pilarczyk hat Anfang Januar 2023 die Funktion des Chefarztes der Intensivmedizin an den Arnsberger Standorten übernommen. Sein erklärtes Ziel ist es, den gut aufgestellten Fachbereich auf einem hohen Niveau weiterzuentwickeln. Unterstützt wird Dr. Pilarczyk durch ein interprofessionelles Team aus erfahrenen Intensivmedizinern, einem großen Pflegeteam sowie vielen weiteren Berufsgruppen, u.a. Ergo-, Physio-, Atemtherapeuten, Logopäden, Notfallsanitätern, MFAs und Stationssekretären. Intensivmedizin ist Teamwork, sodass insbesondere die Interprofessionalität und Interdisziplinarität Herzstück der neuen Klinik sind. Ziel der neuen Klinik für Intensivmedizin ist es, eine qualitativ hochwertige, umfassende intensivmedizinische Versorgung auf dem Niveau eines Maximalversorgers 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr anzubieten.

Mehr Komfort für Patienten und Beschäftigte

Die Patientenzimmer in der Intensiveinheit bieten dank großer, teils bodentiefer Fenster und einer hellen Gestaltung eine angenehme Atmosphäre für Patienten und Personal und erleichtern durch Sichtachsen die Verständigung des Teams. An heißen Tagen sorgen Kühlsysteme in den Zimmerdecken für ein angenehmes Raumklima. Zudem sind die Patientenzimmer sehr geräumig und erlauben pflegerische und ärztliche Teamarbeit am Bett. Denn um Schwerstkranke gut versorgen zu können, müssen nicht selten mehrere Kräfte gleichzeitig mit den Patienten arbeiten. Die neuen großen Räumlichkeiten für gute medizinische und pflegerische Arbeit. Auch die hochwertige technische Ausstattung mit modernen medizintechnischen Geräten, die weitgehend bodenfrei und flexibel über Deckenversorgungseinheiten positioniert werden können, unterstützt die bestmögliche intensivmedizinische Versorgung.

Zur Ausstattung der Station zählen u.a. modernstes Monitoring zur Rund-um-Überwachung der Patienten sowie Beatmungsgeräte der neuesten Generation. Des Weiteren erlauben spezielle Deckenhebesysteme die rückenschonende und fachgerechte Lagerung bzw. Mobilisierung insbesondere von schwergewichtigen Patienten. „Die Pflegeteams, die nun auf der neuen Intensivstation arbeiten werden, waren in den vergangenen Monaten in die Planung aktiv eingebunden und freuen sich auf den Arbeitsbeginn im neuen Zentrum“, berichtet Anna Kampmann, Standortleitung Schwerpunktbereich Pflege- und Funktionsdienst Intensivmedizin.

Auch Erfahrungen aus der Corona-Pandemie sind in die Planung eingeflossen: Zehn von elf Einzelzimmer der Intensivmedizin sind mit Schleusen ausgestattet, um den Hygieneerfordernissen bei der Behandlung isolierpflichtiger Patienten in besonderer Weise Rechnung tragen zu können.

Erweitertes Versorgungsspekturm

Im Rahmen der Neuausrichtung der Intensivmedizin werden neue diagnostische und therapeutische Verfahren eingeführt: So ist Dr. Kevin Pilarczyk ausgewiesener Experte im Bereich der sog. mechanischen Unterstützung bei schwerem Lungen- und/oder Herzversagen (ECMO-/ECLS-Therapie, eine Art miniaturisierte Herz-Lungen-Maschine), sodass in Zukunft auch schwerstkranke Patienten mit diesen Krankheitsbildern in Arnsberg behandelt werden können. Des Weiteren wird z.B. im Bereich der Kreislaufüberwachung der Pulmonalarterienkatheter eingeführt oder zukünftig die Plasmapherese, ein spezielles Verfahren der Blutwäsche, möglich sein, um z.B. bei akuten neurologischen Erkrankungen krankheitsauslösende Antikörper aus dem Blut zu entfernen. „Interdisziplinarität, Interprofessionalität und der gemeinsame Einsatz verschiedener Fachrichtungen gebündelt durch eine hohe intensivmedizinische Expertise ist der entscheidende Vorteil der großen, zusammengefassten Einheit. So arbeiten beispielsweise Neurologen, Neurochirurgen, Neuro- Radiologen zusammen mit Neurointensivmedizinern bei Patienten mit Hirnblutungen zusammen“, so Werner Kemper.

Der Mensch im Fokus

Trotz aller Hightech-Medizin steht im neuen Intensivzentrum immer der Mensch mit all seinen individuellen Bedürfnissen unter Berücksichtigung des Patientenwillens im Mittelpunkt aller medizinischen Bemühungen. Eine hervorragende medizinische Versorgung spielt dabei eine ebenso große Rolle wie menschliche Nähe und Zuwendung. Die Zuwendung vertrauter Menschen trägt wesentlich zum Genesungsprozess bei. Deshalb ist die Einbeziehung von Angehörigen, Freunden und anderen nahestehenden Menschen bei Patienten, die aufgrund ihres kritischen Gesundheitszustandes auf der Intensivstation behandelt werden, besonders wichtig. Auf unseren „angehörigenfreundlichen Intensivstationen“ ist ein Besuch in Absprache mit dem zuständigen pflegerischen oder ärztlichen Personal jederzeit möglich. Für Kinder gibt es individuell auf die Bedürfnisse der kleinen Besucher angepasste Konzepte.

Investitionen auch in Fachkräfte

Während sich in vielen Krankenhäusern die Beschäftigtenzahlen in der Intensivpflege und -medizin, zuletzt im Rahmen der Coronapandemie, rückläufig entwickelten, gelang es dem Klinikum Hochsauerland, das Team auch in diesem sensiblen Bereich auszubauen. „Zum Ausbau der Teams wurden verschiedene Initiativen gestartet. Einen wichtigen Stellenwert hat hier die Stärkung der eigenen Aus-, Fort- und Weiterbildung“, erläuterte Werner Kemper. Eine weitere Stabilisierung des personellen Ausbaus ist vorgesehen, aber auch notwendig. So wird im September diesen Jahres in Kooperation mit der FOM Hochschule u.a. das lokale Studienangebot ausgeweitet und der Bachelor-Studiengang „Intensivpflege“ in Arnsberg starten, um beispielsweise interessierten Beschäftigten in der Intensivpflege eine akademische Zusatzqualifizierung und somit neue Karrieremodelle zu ermöglichen. Über die Perspektiven für Ärzte und Pflegekräfte, die die Intensiv- und Notfallversorgung der Zukunft mitgestalten wollen, informiert u.a. die Homepage www.klinikum-hochsauerland.de/intensiv.

 

Anna Kampmann und Dr. Kevin Pilarczyk leiten die Teams der Intensivmedizin.

Die Intensivstation erhält modernste technische Ausstattungen.

Das mobile CT ist in der Intensivmedizin im Einsatz.

Fotos: Klinikum Hochsauerland

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