Innere Medizin und Gastroenterologie
am Standort Karolinen-Hospital
Dr. med. Anna Bittner über Ihre Erfahrungen als Assistenzärztin in der Klinik für Innere Medizin und Gastroenterologie
Den letzten Abschnitt meiner Assistenzarztzeit in der Weiterbildung zur Fachärztin für Allgemeine Innere Medizin habe ich in der Klinik für Innere Medizin und Gastroenterologie des St. Johannes-Hospitals, Klinikum Hochsauerland, bei Dr. Schnell absolviert. Die Betreuung der Assistenzärzte durch die fünf Oberärzte und den Chefarzt Dr. Schnell habe ich insgesamt als durchweg positiv empfunden.
Sowohl fachliche als auch organisatorische sowie persönliche Fragen und Probleme konnten jederzeit offen angesprochen und geklärt werden. Bei aller Kompetenz der Oberärzte und des Chefs hatte man als Assistenzarzt nie das Gefühl, dass unnötige Hierarchien künstlich aufrechterhalten würden. Es war schlichtweg ein freundlicher, fürsorglicher und kollegialer Umgang miteinander. Auch unter den Assistenten herrschte eine gute Stimmung. So wurde beispielsweise jeden Morgen in Anschluss an die um 7:30 Uhr stattfindende Frühbesprechung kurz ein gemeinsamer Kaffee auf der Station getrunken und alles Aktuelle für den Tag einmal durchgesprochen.
Die regelmäßig stattfindende Einteilung der Assistenten in die Funktionsabteilung, auf die Normal- oder Intensivstation oder in die Notaufnahme wurde unter Berücksichtigung des jeweiligen Ausbildungsstandes des Einzelnen vorgenommen. Zudem bestand die Möglichkeit, für ein halbes Jahr in andere Fachabteilungen der Verbundkrankenhäuser zu rotieren.
Dr. Schnell legte unabhängig von der jeweiligen Zuteilung der Assistenten sehr großen Wert darauf, dass jeder Assistent “Lücken” in der Tagesroutine dazu nutzte, Einblick in die Endoskopie zu gewinnen und dort auch praktische Erfahrungen zu sammeln.
Die erste Zeit meiner Tätigkeit in der Abteilung habe ich auf der Intensivstation mit 8 Betten und 4 Beatmungsplätzen absolviert. Es ist erwähnenswert, dass zu diesem Zeitpunkt eine organisatorische Umstrukturierung mit dem Versuch der Etablierung einer interdisziplinären Intensivstation, verteilt auf die verschiedenen Standorte des Klinikums Hochsauerland, stattfand. Trotz des damit einhergehenden personellen Umschwungs fanden regelmäßige Chef- und Oberarztvisiten auf der Intensivstation statt und ein interdisziplinäres, intensivmedizinisches Behandlungskonzept wurde für jeden Patienten erstellt.
Die nächste Rotation brachte mich auf die “Normalstation”, auf welcher ca. 50 Patienten von 4 Assistenzärzten betreut werden. Einmal wöchentlich fand eine ausführliche Chefarztvisite statt, ansonsten zwei mal wöchentlich eine Oberarztvisite. “Kurvenvisiten”, wie ich sie in anderen Abteilungen kennenlernen musste, gab es nur auf expliziten Wunsch zusätzlich zum “Tagesgeschäft” und niemals als Ersatz für die “richtige” Visite. Alle neu aufgenommenen Patienten wurden von den Oberärzten oder dem Chef zeitnah visitiert, was meines Erachtens nach ein hohes Maß an Behandlungsqualität mit sich brachte, da man seinen selbst erstellten Behandlungsplan stets besprechen und erweitern konnte. Ich denke, dass dies insbesondere für Berufsanfänger essentiell ist und dennoch in vielen anderen Abteilungen aus Zeitgründen häufig vernachlässigt wird.
Auf beiden Stationen gab es eine Stationssekretärin, welche im Rahmen ihrer Möglichkeiten versuchte, delegierbare Aufgaben zu übernehmen. Sicherlich hätte es noch zweier weiterer Stationssekretärinnen bedurft, um eine spürbare Entlastung zu schaffen, insbesondere in Hinblick auf Kommunikation mit dem Sozialdienst oder mit ambulanten Versorgungsstrukturen.
Entlassbriefe konnten auf unkompliziertem Wege diktiert werden und waren meist wenige Stunden, spätestens am Folgetag druckfertig. Kein Patient verließ hier jemals ohne Arztbrief und Medikationsplan die Station. In der Regel schaffte man es bei guter Organisation, pünktlich nach Hause zu gehen und bei noch besserer Organisation war es sogar möglich, den Großteil der Funktionsuntersuchungen bei den eigenen Patienten selber durchzuführen.
Die Rotation in die Funktionsabteilung, mit welcher ich meine Zeit bei Dr. Schnell beendete, hat mir persönlich den meisten Spaß bereitet. Nachdem die Einteilung in die Sono- und Endoskopieabteilung feststand, konnte man jeden Morgen mit den sehr liebenswürdigen und zuvorkommenden Endoskopiepflegerinnen und -pflegern die anstehenden Untersuchungen und Interventionen für den jeweiligen Tag planen. Zunächst unter Aufsicht der Oberärzte und bei zunehmender Sicherheit auch selbstständig durfte ich Gastroskopien und Koloskopien durchführen. Die Abdomensonografien waren dabei das tägliche Pflichtprogramm, wobei bei langer “Sonoliste” stets auch die Oberärzte mithalfen. Einblick in endosonografische Diagnostik und Intervention gewährten einem die Oberärzte und Dr. Schnell ebenfalls.
Ich möchte abschließend noch einmal hervorheben, dass Dr. Schnell stets ein offenes Ohr für seine Assistenzärzte hatte und außerdem sehr großen Wert auf das Thema Lehre legte. Jeden Donnerstag fand eine einstündige Fortbildung zu unterschiedlichen Themen statt. In der täglichen Mittagsbesprechung wurden nicht nur Kurzvorträge gehalten (sowohl von den Assistenten als auch von Dr. Schnell) sondern es wurde auch immer aktiv nachgefragt, ob Probleme bestünden. Keiner musste hier ein Blatt vor den Mund nehmen und falls es beispielsweise Schwierigkeiten in der Kommunikation mit anderen Fachabteilungen gab, nahm sich Dr. Schnell stets dieser Probleme an und stellte sich hinter (oder auch vor) seine Abteilung.
Fortbildungen insbesondere im Bereich der Intensiv- und Notfallmedizin wurden vom Haus sehr großzügig unterstützt und innerhalb der Abteilung konnte jeder zwei mehrtägige Fortbildungen besuchen.
Dem leidigen Thema der Dienste kann ich leider nicht viel Positives abgewinnen: zunächst waren diese als 24h-Dienste gestaltet, im Verlauf bestand die Möglichkeit, an den Wochenenden durch Teilen der Dienste “nur” 12 Stunden zu arbeiten. Die Tatsache, dass sowohl in einem 24-Stunden- als auch in einem 12-Stunden-Dienst bei der heute üblichen Frequentierung der “Institution Krankenhaus” oder des Rettungsdienstes durch die Bevölkerung kein diensthabender Internist die nach Arbeitszeitgesetz vorgeschriebenen Ruhezeiten einhält, sollte meiner Auffassung nach das Vorhandensein von 24-h-Diensten komplett obsolet machen. Die übermäßige Arbeitsbelastung wurde durch uns Assistenten angesprochen und ohne größere formelle Aufwände die Teilung in zwei mal 12-Stunden-Dienste sowie die Etablierung eines “Flexidienstes” (als Rufbereitschaft unter der Woche bis 19:00 Uhr) etabliert. Das stellte zumindest schonmal eine Teillösung des Gesamtproblems dar, welches sich in Gänze wahrscheinlich nur durch mehr Personal lösen ließe.
Die Dienstplanbesprechungen waren hingegen stets sehr demokratisch und es wurde auch Rücksicht genommen auf Fortbildung oder Urlaub. Einen Teil der Dienste konnte ich als Notärztin über das Institut für Notfallmedizin Arnsberg absolvieren, was ich als sehr positive Abwechslung empfand. Auch wenn ich meine Zukunft als Ärztin schon seit längerer Zeit nicht mehr auf dem Gebiet der stationären Patientenversorgung sehe, so möchte ich doch die Zeit in der Abteilung für Innere Medizin und Gastroenterologie bei Dr. Schnell und seinem Team nicht missen. Mir wurde stets ein hohes Maß an Wertschätzung entgegengebracht, ich konnte Vieles lernen und der Umgang mit den Patienten war geprägt von der im gesamten Team herrschenden freundlichen Stimmung.
Dr. med. Anna Bittner
Assistenzärztin in der Klinik für Innere Medizin und Gastroenterologie des St. Johannes-Hospitalsin Neheim vom 01.10.2018 - 30.04.2019